RSI durch Bedienen von Hebebühnen

Datum: 13.05.2017
Name: Thomas
Ort: Leipzig

Meine Leidensgeschichte begann mit einem Jobwechsel. Bei mir waren allerdings nicht die Computer die Verursacher, vielmehr waren es Maschinen. Genauer gesagt waren es Lkw-Hebebühnen, für die ich zwei Jahre lang als Bediener angestellt war. Eine Arbeit, die mir lag und Spaß machte, aber die gesundheitlichen Probleme letztendlich doch ihren Tribut forderten.

Bei dieser Arbeit steht man an einem Bedienstand im Korb der Hebebühne und steuert diese mit beiden Händen über zwei Joysticks. Diese unterscheiden sich je nach Hersteller und können teilweise unangenehm steif sein. Man arbeitet in großen Höhen, bei jeder Witterung und über viele Stunden, ohne sich großartig bewegen zu können. Gerade in den kalten Monaten und mit halbsteifen Fingern ließen sich sensible Bewegungen mit den Joysticks nur schwer bewältigen. Oftmals verkrampfte ich durch die Kälte auch noch den gesamten Oberkörper und zog unbewußt die Schultern nach oben, wodurch eine ziemlich unergonomische Oberkörperhaltung zustande kam. Zudem war ich von Haus aus durch niedrigen Blutdruck und Durchblutungsstörungen der Finger (später diagnostiziertes Raynaud Syndrom) zusätzlich beeinträchtigt. Selbst an nasskalten Tagen im Sommer hatte ich Probleme mit tauben Fingern. Im gleichen Zeitrum litt ich auch noch an einer Schilddrüsenunterfunktion, wobei deren Einfluss bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Ich vermute trotzdem, dass der gestörte Stoffwechsel einer der Hauptauslöser der Krankheit war.

Nun ja, als nach etwa einem Jahr zuerst Schmerzen im Nacken, seitlich am Hals und in der linken oberen Schulter auftraten, dachte ich eher noch an eine Fehlhaltung, die ich vielleicht durch Sport wieder hinbiegen könnte. Das half aber auch nur bedingt. Erst als sich bei ausgestreckten Armen ein ziehender Schmerz vom Ringfingeransatz bis hoch unter die Achseln zog, wurde ich allmählich besorgt. Sehnen gespannt wie Stahlseile durchzogen meinen Oberarm. Ein gelegentlicher stechender Schmerz in die linke Brust hinein tat noch sein Übriges dazu und ließ mich schon an ein Herzproblem denken. Wie passte das nur alles zusammen?

Auch nach einem dreiwöchigen Urlaub gingen die Beschwerden nicht weg. Es war zum Verzweifeln.

Erst eine Sehnenscheidenentzündung mit lautstarken Knackgeräuschen an beiden Handgelenken führte schlussendlich zum Arbeitsabbruch und mich zu meiner Hausärztin.

Durch die Summe der verschiedenen Schmerzsymptome, hielt sie auch eine Bandscheibenverletzung an der Halswirbelsäule für möglich. Also das ganze Programm durchlaufen- Röntgen, Physio, und mehrmalige Krankschreibungen. Beim Röntgen war alles dem Alter entsprechend im normalen Bereich, keine Auffälligkeiten. Die Physiotherapie, welche sich auf die Behandlung der Symptome beschränkte, half natürlich nur bedingt und für kurze Zeit. Also wieder an die Arbeit.

Mein Chef zeigte zwar Verständnis, konnte aber keinen Zusammenhang mit meiner Arbeit erkennen. Wie auch, bestand diese ja hauptsächlich in der Benutzung von Knöpfen und Hebeln.

Nur durch Zufall bin ich im gleichen Zeitraum auf die RSI Webseite gestoßen und endlich kam Licht ins Dunkel. Nun zeigte sich, das all diese verschiedenen Symptome tatsächlich miteinander zusammenhängen und auf meine Arbeit zurückzuführen sein könnten. Ich begann mich mit der Materie RSI Syndrom genauer zu befassen und fand immer mehr Parallelen zu meinen Beschwerden. Zugleich fing ich an, mich nach denen von Clemens Conrad empfohlenen Übungen zu dehnen. Da bei mir die Krankheit offenbar schon fortgeschritten war, waren die Erfolge anfangs überschaubar, aber es ging mir nach und nach immer besser.

Vor allem die Dehnübungen für die Schulter brachten schnell merkliche Erfolge. Ich habe sie noch durch Kraftübungen mit Bändern erweitert. Nach einigen Wochen konnte ich sogar mühelos beide Arme hinter dem Rücken greifen, was vorher absolut nicht möglich war.

Regelmäßiges Schwimmen hat mir ebenso sehr geholfen und möchte das auch gern jedem Betroffenem weiterempfehlen. Anfangs zog es bei den Schwimmbewegungen noch spürbar im Arm, manchmal musste ich es sogar abbrechen, aber allmählich wurde es besser. Generell scheinen all solche Sportarten und Bewegungen zu helfen, bei denen man sich ausstrecken kann. Auch Klettern würde ich hier gern noch erwähnen, wobei das bei mir erst im fortgeschrittenen Stadium der Heilung wieder möglich war. Zu groß war anfangs noch die Belastung der Handgelenke und Unterarme.

Eine neue Arbeit mit einer stärkeren körperlichen Komponente brachte am Ende den Durchbruch. Durch das nun häufigere Heben, Strecken und Greifen haben sich die Beschwerden stark minimiert und ich bin nahezu schmerzfrei geworden. Seit den letzten größeren Beschwerden ist inzwischen gut ein dreiviertel Jahr vergangen.

Probleme habe ich aber immer noch bei sitzenden Tätigkeiten wie Computerarbeit, bei längeren Autofahrten, beim Lesen eines Buches oder dem ewigen Rumhantieren mit dem Smartphone. Dann stellen sich wieder die typischen Schmerzen im Nacken ein, die Spannung der betroffenen Armsehnen nimmt zu und das Handgelenk fängt wieder zu knirschen an. Dann erinnere ich mich wieder daran, dass die Krankheit noch nicht ganz überstanden ist und es an der Zeit ist, eine ausgiebige Dehnungspause einzulegen.

Dem Autor Clemens Conrad besten Dank für die hilfreichen Informationen und den unbezahlbaren Dehnübungen. Seiner Webseite wünsche ich weiterhin regen Zuspruch und allen RSI-Betroffenen viel Durchhaltevermögen bei der langwierigen Heilung.


Weitere Erfahrungsberichte

Dieser veröffentlichte Bericht gibt die Erfahrungen des Autors wieder. Da das Repetitive Strain Injury Syndrom eine Sammelbezeichnung für meist durch wiederholte Tätigkeiten verursachte Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Nerven ist, kann die Ausprägung (insbesondere in der ersten Schmerzphase) bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Auch wenn Ihre Symptome ähnlich sind, kann die Ursache eine völlig andere sein! Alle vorgeschlagenen Maßnahmen müssen deshalb unbedingt mit einem Arzt oder Physiotherapeuten besprochen werden.
Der Inhalt dieser Webseite ist auch als Buch erhältlich: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm | Kostenlose Rezensionsexemplare verfügbar