Kribbeln in beiden Händen

Datum: 31.01.2010
Name: Christina
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Ende Juni 2009 fühlte sich die rechte Hand nach extensiver Mausnutzung sehr schwer und kribbelig an. Ein knisterndes, unangenehmes Gefühl zog sich quer über die Handfläche bis zur Mitte des Handgelenks auf der Innenseite des Arms. Auch zu Hause am Wochenende gingen die Schmerzen nicht weg. Es fühlte sich an, als ob ich die Hand lange Zeit in ein Vibrationsgerät gesteckt habe. Die Faust ließ sich nicht ohne Schmerzen schließen, es gab aber keine Schwellung oder Rötung am Handgelenk/ Unterarm. Auch an sich gab es keine Schmerzen an einer konkreten Stelle. Der linke Arm kam nach einer Woche hinzu.

Der erste Arzt bestätigte den "Mausarm" ohne richtig hinzusehen nachdem ich meinte: "Ist wohl Sehnenscheidenentzündung? Ich habe das vom PC-Arbeiten." Doch Salben, Kühlungen, Tabletten brachten gar nichts.

So ging es 3 Monate lang, mal war es fast weg, dann kam "es" wieder: Kribbeln, Knistern. Das blöde: Man konnte nach einer Weile nicht wirklich eine Ursache-Wirkung zwischen Belastung und Schmerzen erkennen (im Monat 1 schon). D.h. es tat nicht mehr weh, wenn ich z.B. etwas hielt. Der Schmerz war oft einfach so da. Knistern und die Schwere der Hand v.a. bei Belastung, z.B. beim Schreiben mit einem Stift. Ich habe die ganze Zeit Schienen getragen. Habe nichts gemacht. Ging arbeiten, aber sehr langsam mit Touchpad. Wohl durch das ständige Verbinden (denke ich jetzt) hatte ich Schmerzen im ganzen Arm, angefangen im Nacken. Ellenbogen-Beuge (links + rechts), Außenseite des Oberarms waren besonders gereizt. Dagegen half Physiotherapie: Massagen und schmerzhafte Triggerpunkt-Behandlung.

Nach jedem "Rückfall" kam das Kribbeln erneut. Es fühlte sich so an, dass nicht die Belastung selbst das erneute Kribbeln in beiden Unterarmen + Händen auslöst, sondern als ob als Reaktion auf Muskelbewegung etwas angestossen wird.
Damit kamen erste Zweifel an der Diagnose (3 Monate später) und ich wechselte den Arzt (der erste hat mich übrigens nur ausgelacht und kaum angeschaut). Der zweite war zwar sehr arrogant (schmiss mich z.B. im Grunde raus, weil ich gewagt habe mit neuen Beschwerden zu kommen und keinen Therapiebericht vom Physiotherapeuten mitzubringen.), meinte nach dem Röntgen jedoch, dass die Blockierung des C5-C6-Wirbels den Nerv reizt und dass die Schmerzen als Folge auf den gereizten Nerv kommen.

Ich war zuerst schockiert, da ich so in der Panik-Diagnose "Sehnenscheidenentzündung" gefangen war und dachte, diese Diagnose wäre falsch und würde nur Zeit kosten. Jedoch wurde es immer besser (nicht kontinuierlich aber, was sehr die Zweifel nährte und zur Verzweiflung trieb), als sich die Physiotherapie auf die Hals-/Rückenbehandlung konzentrierte, nachdem ich Bandagen öfter abnahm und angefangen habe trotz Kribbeln Hände zu benutzen, die Arme zu dehnen und mit einen Knoppern-Ball zu massieren.
Ich war zusätzlich bei einem Chiropraktiker, ließ sich die Wirbel richten. Zwar fühle ich mich nicht sofort besser, auch brachte da einige Probleme mit sich, da ich hypermobil bin (davor wusste ich das gar nicht.), aber evtl. im Zusammenhang mit Bewegung (ging joggen und wieder tanzen (auch wenn ohne Armführung), Physiotherapie, langsame Steigerung der Belastung) schien es langsam zu helfen.

Nachdem ich die Arme schon mehr belasten konnte, waren 1,5 Monate lang immer noch Taubheitsgefühle in den 2 mittleren Fingern, was sicher auf die Blockierung von C5/C6-Wirbeln hinweist. Ob das aber die alleinige Ursache war, kann man jetzt nicht mehr wissen. Denn es erklärt nicht, warum der rechte Arm mehr weh tat...
Die Ursachenkette (von mir konstruiert) scheint so gewesen zu sein: Verspannung im Nacken  durch angespanntes Sitzen am PC mit vorgeschrecktem Kopf (u.a.) --> Blockierung der Wirbel  --> Nerv gereizt --> Ausbreitung über den Arm/Hand --> Muskel reagieren mit Verkrampfung --> Schmerzen --> Bandagieren --> Muskel erlahmen --> jede Bewegung reizt den Nerv zusätzlich --> erneuter "Rückfall" mit Kribbeln und Knistern.

Jetzt spüre ich ab und zu auch Kribbeln, v.a. bei Verspannung. Auch da und hier wird eine Stelle gereizt. Aber ich lasse sie in Ruhe, es geht nach 1-2 Tagen wieder. Ich kann endlich nach 6 Monaten normal tanzen gehen (Paartanz mit Führung über den rechten Arm), am PC arbeiten und Taschen tragen. Die Maus versuche ich zu vermeiden, obwohl ich einen Mauspad mit Gelkissen gekauft habe.
Da ich lange Zeit dachte, ich hätte Sehnenscheidenentzündung, habe einiges gemacht/ mache noch, um diese vorzubeugen:

  1. Vertikale Maus von 3M angeschafft! Zwar könnte sie Verspannungen im Nacken gerade begünstigt haben, da der Tisch zu hoch ist,  aber für Hände ist sie super! Man muss aber auch hier aufpassen, da man nun die Daumensehne beansprucht.
  2. Super nach hinten gekippte Tastatur - Microsoft-Ergonomic-Keyboard - gekauft. Nach Eingewöhnungszeit, in der auch die viel kritisierte Leertaste weich geworden ist, kommt mir die Nutzung einer normalen Tastatur TOTAL unnatürlich vor!!!
  3. Durchblutung gefördert! – Tanzen, Joggen, Kalt/Warm
  4. Übungen zum Dehnen mache ich immer noch.
  5. Entspannungs-mp3 ausprobiert

So hat die Sache auch was Gutes:

  1. Kenne mich jetzt voll mit Sehnenscheidenentzündungen aus
  2. Daher sorge ich vor, dass ich die nicht bekomme (falls ich auch am Anfang keine hatte. Sicher bin ich mir immer noch nicht).
  3. Nerve Leute drum herum, dass sie auf sowas achten. Die meisten kennen das ja gar nicht. Eine Freundin hat jetzt aber auch eine Sehnenscheidenentzündung oder zumindest –reizung. Sie hat sich die vertikale Maus bestellt. Habe auch meinem Freund die Tastatur und Handballenauflage für Maus besorgt. Eine andere Freundin macht ständig Dehnungen der Arme.
    So bringe ich Licht in die Welt :)


Weitere Erfahrungsberichte

Dieser veröffentlichte Bericht gibt die Erfahrungen des Autors wieder. Da das Repetitive Strain Injury Syndrom eine Sammelbezeichnung für meist durch wiederholte Tätigkeiten verursachte Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Nerven ist, kann die Ausprägung (insbesondere in der ersten Schmerzphase) bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Auch wenn Ihre Symptome ähnlich sind, kann die Ursache eine völlig andere sein! Alle vorgeschlagenen Maßnahmen müssen deshalb unbedingt mit einem Arzt oder Physiotherapeuten besprochen werden.
Der Inhalt dieser Webseite ist auch als Buch erhältlich: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm | Kostenlose Rezensionsexemplare verfügbar